PARADIESWIESE
in Tirol

Name des Moors: Paradieswiese – Alter Torfstich bzw. Hasenmoos (historisch)

Allgemeines: BL: Tirol, Bezirk: Kitzbühel, Gemeinde: Kitzbühel, Naturraum: Kitzbühler Alpen,
Flächengröße: 7 ha, Höhenlage: 775 müA., Grundbesitzer: Stadtgemeinde Kitzbühel

Moortyp und FFH-Lebensraumtyp
Hochmoor; in großen Bereichen abgetorft

FFH-Lebensraumtypen:

  1. LRT 7120 noch renaturierungsfähige degradierte Hochmoore
  2. LRT 7140 Übergangs- und Schwingrasenmoore
  3. LRT 91D0 Moorwälder

Besonderheiten des Moors

Die Paradieswiese ist ein ehemaliger Torfstich mit einer besonderen Geschichte. Nach dem Ersten Weltkrieg, als Brennmaterial knapp wurde, begann hier der Torfabbau. Im Jahr 1931 übernahm Wendelin Stecher, der das Torfstechen in Norddeutschland erlernt hatte, den Torfabbau. Bis in die 1950er-Jahre wurde Torf gestochen, doch als der Abbau wirtschaftlich nicht mehr rentabel war, wurde er eingestellt.

Der Torf der Paradieswiese war jedoch nicht nur als Brennstoff gefragt – ihm wurden besonders günstige badetherapeutische Eigenschaften nachgesagt. Deshalb fand er Verwendung im Moorbad des Kurhauses Kitzbühel, wo er zur Behandlung verschiedener Beschwerden eingesetzt wurde.

Heute ist die Paradieswiese ein sekundäres, aber strukturreiches und im Geländeverlauf auf engsten Raum durch unterschiedlichste Moorlebensräume bestimmtes Moorökosystem. Dabei ist die Fläche zweigeteilt, mit einem renaturierungsfähigen Hochmoor im Westen und einem tieferliegenden nassen Übergangsmoor im Osten.

Die Paradieswiese beherbergt eine stabile Population der FFH-Arten Kleiner Wasserfrosch (Pelophylax lessonae) und Teichfrosch (Pelophylax esculentus). Zudem wachsen hier drei Sonnentau-Arten (Drosera spec.), wovon besonders der Mittlere Sonnentau (Drosera intermedia) eine große Seltenheit ist. An ähnlichen Stellen findet auch der konkurrenzschwache Sumpfbärlapp (Lycopodiella inundata) einen Lebensraum.

Das Bild zeigt ein Moor mit Wasser und einer moortypischen Vegetation.© Schröck

Beeinträchtigungen und Probleme

  1. Torfabau: durch den jahrzehntelangen Torfabbau entstanden große Höhenunterschiede in der Fläche. In einigen Bereichen liegt der mineralische Boden offen, was die natürliche Moorregeneration und Wiedervernässungsmaßnahmen erschwert.
  2. Entwässerung: Mehrere Gräben leiten Wasser aus der Fläche ab, wodurch das Moor austrocknet und seine typische Vegetation sowie torfbildende Prozesse beeinträchtigt werden.
  3. Nährstoffeinträge

Ziele

Ziel ist die Wiederherstellung eines ökologisch funktionalen Hoch- und Übergangsmoores, indem der Wasserhaushalt stabilisiert und die torfbildende Vegetation gefördert werden. Besonders in den Randbereichen sollen die Moorwälder flächenmäßig erweitert werden.

Durch die gezielte Anlage von Flachwasserzonen sollte die Population des Kleines Wasserfrosches (Pelophylax lessonae) langfristig gesichert werden.

Das Bild zeigt eine Moorlandschaft© Schröck

Maßnahmen

Um die lokale Bevölkerung über das geplante Wiederherstellungsprojekt möglichst ausreichend zu informieren, soll im Vorfeld eine Informationskampagne (Sensibilisierung) stattfinden bzw. sind Veranstaltungen für Gemeindebürger und -bürgerinnen geplant.

Ab 2026 sollen Wiedervernässungsmaßnahmen umgesetzt werden, um den moortypischen Wasserhaushalt eines Hochmoores wiederherzustellen. Die Hanglage macht es schwierig, einen gleichmäßigen Wasserstand knapp unterhalb der Vegetation zu erreichen, da das Wasser schnell abfließen kann. Um den Wasserstand möglichst flächig anzuheben. werden zahlreiche Spundwände errichtet und Entwässerungsgräben verschlossen. Eine Detailplanung ist erst nach Abschluss der Grundlagenerhebungen möglich.

Die Gesamtkosten werden mit rund 200.000 € geschätzt.

Sämtliche Maßnahmen sollen so geplant werden, dass der Moorkörper sowie die Randbereiche mit Maschinen und Geräten (nach Möglichkeit) nur einmal befahren werden müssen, um die vorhandenen Lebensräume – sowie die Lebensräume für Pflanzen und Tiere –  nur im unbedingt notwendigen Ausmaß zu berühren.

Das Bild zeigt ein Moor mit Wasser und einer moortypischen Vegetation.© Schröck
Das Bild zeigt ein Moor mit Wasser und einer moortypischen Vegetation.© Schröck

Sonstige Informationen

Die Paradieswiese macht ihrem Namen alle Ehre – sie ist nicht nur ein ökologisch wertvolles Hochmoor, sondern steht seit letztem Jahr auch im Fokus wissenschaftlicher Untersuchungen der Universität Innsbruck und der Universität Kiel.

Neben den geplanten Renaturierungsmaßnahmen, die 2025/2026 beginnen, wird die Fläche auch historisch, ökologisch, hydrologisch und geologisch erforscht. Um eine ganzheitliche Betrachtung der Landschaftsgeschichte zu ermöglichen, wurden drei historische Archive aufgesucht, darunter das Stadtarchiv Kitzbühel. Zusätzlich wird ein 3D-Modell der Bodenmächtigkeit erstellt, um die Torfschichten und deren Entwicklung besser zu verstehen. Ein historischer Bohrkern soll weitere Einblicke in die klimatischen und ökologischen Veränderungen des Moores über die Jahrhunderte liefern.

Das Bild zeigt ein Moor mit Wasser und einer moortypischen Vegetation.© Schröck

The Paradieswiese is a former peat extraction site with a fascinating history. After the First World War, when fuel supplies were limited, peat extraction began here. In 1931, Wendelin Stecher, who had learned the trade of peat cutting in northern Germany, took over the operation. Peat was harvested until the 1950s, but when it became no longer economically viable, the extraction was discontinued.

However, the peat from the Paradieswiese was not only valued as a fuel source – it was believed to have unique therapeutic qualities for bathing. This made it a key ingredient in the mud baths at the Kitzbühel spa, where it was used to treat various health conditions.

Today, the Paradieswiese is a secondary but ecologically rich peatland, home to a diverse range of wetland habitats within a small area. The landscape is divided into two sections: a raised bog to the west that can be restored to its natural state and a lower-lying, wetter transition bog to the east. The area is also a habitat for several important species, including a stable population of the FFH-listed “Kleiner Wasserfrosch” (Pelophylax lessonae) and the “Teichfrosch” (Pelophylax esculentus). Additionally, three species of sundew (Drosera spec.) grow here, with the medium sundew (Drosera intermedia) being particularly rare. The area also provides a habitat for the less competitive marsh lycopod (Lycopodiella inundata).

Kontakt

Felix Lassacher,
Abteilung Umweltschutz Land Tirol
felix.lassacher@tirol.gv.at

Pläne und Karten

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